Jetzt ist er also doch noch gekommen, der Herbst.
Und mit ihm diese nieselige, graue Stimmung, bei der die Tage und Nächte fast unbemerkt ineinander übergleiten. Vielleicht geht es euch wie mir, und auch ihr werdet jetzt etwas nachdenklicher im Hinblick auf dies und das, was euer Leben so betrifft.
Es ist eine ganz gute Zeit, damit zu beginnen, einen achtsameren Kontakt mit sich selbst zu pflegen. Was ich damit meine? Ich persönlich merke, dass ich oft gar nicht so recht darauf achte, wie es mir mit einer bestimmten Sache im Beruf oder auch ganz privat geht. Meist handle ich einfach und eile von einer Sache zur nächsten, um die Dinge zu erledigen, die sich nun mal nicht von selber tun. Und darüber vergesse ich mich und frage mich nicht, wie es mir geht, ohne dass mir so recht bewusst wäre, dass es so ist. Bei all dem vielen Müssen und Wollen und Sollen bleibt einfach wenig Raum fürs Spüren, Innehalten, mal ruhig Durchatmen und In-mich-Hineinfühlen …
Und dann wird es Herbst, und auf einmal bemerke ich da so eine Stimmung. Wie eine leichte Melancholie, die da in meinem Inneren hockt, nicht so richtig rauskommt, aber auch nicht verschwindet. Man könnte sagen, sie lauert dort und mosert so ein wenig vor sich hin, dass sie irgendwie unzufrieden ist mit all dem Ganzen. Richtig schön unkonkret und motzig. Und dann schiebe ich dieses unbestimmte Unwohlsein fast schroff beiseite, da es ja nun auch nicht weiterhilft, darin zu versacken, und mache weiter, als ob nichts wäre.
Bis sich diese innere Unzufriedenheit erneut bemerkbar macht. Und meist vergeht bis dahin gar nicht so viel Zeit. Und ich glaube sogar, das ist ein Hinweis darauf, dass ich mich eben doch einmal damit auseinandersetzen sollte, wie es mir eigentlich geht, warum das so ist und in welchen Situationen ich diese kleineren und größeren Winke und Hiebe vonseiten meiner Stimmung so bekomme für gewöhnlich.
Weniger Frust durch Achtsamkeit? Das geht.
Achtsam mit sich sein, das hört sich erst mal toll, aber auch ein bisschen hochtrabend an. Aber es heißt ja nicht viel mehr, als dass man sich bewusst wahrnimmt und auch annimmt, wie man ist oder sich fühlt in diesem Moment. Dem Ganzen eben Be-Achtung schenkt. Es hat nämlich nicht zuletzt auch mit Selbstachtung zu tun, wenn ich achtsam mit mir bin.
Ich habe bemerkt, dass es mir dabei manchmal hilft, die Augen zu schließen, ein paar Mal tief ein- und auszuatmen und dann einfach mal abzuwarten, was sich in mir tut. Dann kommt hin und wieder einfach nur ein Gefühl der inneren Ruhe und Zufriedenheit auf ─ gerade für einen Moment mal gar nichts weiter tun zu müssen, einfach nur dazusitzen und mit mir und für mich da zu sein. Nicht mehr. Und das tut wirklich gut!
Dann ist es natürlich auch so, dass es schon Sinn hat, sich mal zu fragen, warum man eigentlich unterschwellig mit vielem so unzufrieden ist: Was ist da los? Was mag ich so nicht mehr? Was würde ich gern verändern, wenn ich es jetzt einfach tun könnte? Da hat übrigens kein »Aber« Platz. Das wird ─ ganz wichtig! ─ für den Moment des ehrlichen Austauschs mit dir selbst, ausgesperrt. Muss eben draußen bleiben. Denn nur so kommst du der Ursache deines Frusts auf die Schliche. Und nur so zeigt sich dir, was jetzt einfach mal ansteht in deinem Leben.
Wo musst du ran? Was schleppst du eigentlich schon viel zu lange in dieser alten, überholten Form mit dir rum, obwohl du dich längst davon trennen wolltest und auch könntest? Weißt du, das ist wie mit den alten Klamotten, die dir schon viel zu lange nicht mehr passen oder stehen. Es hat wenig Sinn, sie die ganze Zeit im Schrank zu bunkern. Denn letztlich brauchst du sie nicht mehr, du hast längst neue. Und wenn nicht, dann schaff Platz im Schrank oder in dir drinnen und such` dir was Schönes, etwas das dir passt und wirklich zu dir passt.
Und damit begibst du dich auf den Weg der Achtsamkeit, ohne auch nur ein einziges Buch zum Thema gelesen zu haben. Einfach so. Weil du dir wichtig bist. Weil du dein Leben selbst gestalten und dich darin wohlfühlen willst. Auch und gerade an regnerisch kalten Novembertagen!