Leben ist Entwicklung.
Als ich vor ziemlich genau zwanzig Jahren damit begann, mich intensiv mit mir und meinem Leben auseinanderzusetzen, da war mir nicht klar, was es bedeuten würde, auf diesem Weg zu bleiben. Genau genommen, hatte ich es nicht einmal konkret bemerkt oder mir vorgenommen, einen bestimmten Weg einzuschlagen. Es hat sich, könnte man sagen, einfach so ergeben, dass ich immer tiefer in Themen aus meiner Vergangenheit eintauchte, in allgemeine Prinzipien, die sich darin verbergen, aber auch das Abenteuer an sich, mich kennenzulernen und besser mit mir selbst zurechtzukommen. Denn vor zwanzig Jahren hatte ich ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer davon, wer ich eigentlich bin oder was ich mit meinem Leben anfangen möchte.
Im Grunde haben wir alle unsere Geschichte, Erlebnisse des Glücks und der Trauer, Erfahrungen der Leichtigkeit und der Schwere. Und jeder wurschtelt sich so irgendwie durch – durch sein Leben, seine Themen, Probleme und Herausforderungen. Bei all dem vielen Tun und managen und organisieren und kaschieren und verbergen, wie es uns oftmals wirklich zumute ist, verlieren wir oft etwas Wesentliches aus dem Blick: nämlich uns selbst.
Die Kindheit als Schlüssel zu deinem Leben.
Weißt du noch, was dir als Kind am meisten Spaß gemacht hat? Was du so gern getan hast, dass du darüber alles andere vergessen konntest und totunglücklich, wütend oder traurig wurdest, wenn du es unterbrechen solltest? Weißt du noch, was das war?
Und: Lebst du es immer noch? Oder hast du einfach irgendwann damit aufgehört?
Welche Gefühle verbindest du damit? Wie hat sich das angefühlt, so tief in etwas versunken zu sein, bei dir und mit dir zu sein, dass nichts um dich herum mehr irgendeine Rolle gespielt hat? Nur noch das, was du gerade getan hast?
Erlebst du diesen Flow auch heute noch manchmal? Wenn ja, wobei? Was ist es, was dein Herz zum springen und deinen geist zur Ruhe bringt?

Fünf-Minuten-Übung zum inneren Kind
Vielleicht nimmst du dir jetzt mal etwas Zeit, und schaust mit geschlossenen Augen nach innen, in diese Zeit zurück, in der du so gut im Jetzt sein konntest. Versetz dich zurück in die Zeit, als du Kind warst, und sammle Eindrücke von diesem kleinen Menschen, den du da in den nächsten fünf Minuten wiederentdeckst und ganz neu kennenlernst.
Schließ deine Augen, atme ein paar Mal tief ein und aus. Und schau, was sich dir zeigt.
Du siehst nun ein Kind.
Wie alt ist es?
Ist es noch ganz klein oder schon etwas größer?
Was tut es gerade?
Was gefällt dir an ihm?
Nimm dir Zeit für diese kurze Reise in deine Erinnerung. Versuch, ganz aufmerksam bei dem kleinen Menschen zu bleiben, der du einmal warst. Schenk ihm deine ganze, stille Aufmerksamkeit, beobachte ihn erst einmal mit etwas Abstand.
Schau ihm einfach nur zu.
Was tut dieses Kind gerade?
Ist es allein oder ist noch jemand anderes bei ihm?
Was hat es an?
Welche Jahreszeit ist gerade?
Was fällt dir sonst noch auf?
Kannst du etwas hören?
Wonach riecht es ringsum?
Nun kannst du langsam wieder mit deiner Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart kommen. Sei aber bitte noch ein Weilchen still und ganz bei dir.
Wenn du die Augen wieder geöffnet hast, nimm dir was zum Schreiben und notiere dir deine Erfahrungen und Bilder.
Wie geht es dir jetzt?

Wann fängst du an, deinen heiligen Traum zu leben?
Wenn du diese kleine Fünf-Minuten-Übung zum inneren Kind öfter einmal wiederholst, kommst du damit Dingen auf die Spur, die du völlig vergessen hattest. Dingen, die wichtig für dich und dein Glücklichsein sind. Auch Fähigkeiten, die dir gerade jetzt mit deinem aktuellen Thema weiterhelfen könnten. Qualitäten, die all die Jahre über in dir geschlummert und nur darauf gewartet haben, dass du dich wieder an sie erinnerst – sie als wertvolles Geschenk annimmst, sie weiterlebst und ausbaust.
Oft finden sich in unserer Kindheit tatsächlich wichtige Hinweise darauf, was uns jetzt gerade guttun würde, aber auch darauf, was wir richtig gut können. Hinweise auf Qualitäten oder Potenziale, die uns scheinbar selbstverständlich vorkommen oder von deren Verwirklichung wir insgeheim schon lange träumen (wenn wir uns das überhaupt noch erlauben). Und zwar deshalb, weil unsere innere Sehnsucht uns zu dem Menschen führen will, der wir in Wirklichkeit sind.
Das Leben ist ein stetiger Wandel, Entwicklung und Veränderung. Immer dann, wenn wie Stillstand erfahren, können wir uns daran erinnern. Wir wollen wachsen und uns zu dem entfalten, der wie wirklich sind. Also verbinden wie uns mit unserem wahren Kern, und schauen wir, was er uns zeigen möchte …
Denn jeder Mensch wird mit seinem eigenen heiligen Traum in diese Welt hineingeboren. Einem Traum, den er nicht nur träumt, um etwas zu haben, wofür er heimlich schwärmen kann. Nein. Es geht bei diesem Traum um unseren Lebenssinn. Es geht darum, was wir mit unserem Leben eigentlich vorhaben und bewirken, verändern und lernen wollen.
Also um all das, was nur du kannst, und kein anderer sonst.