Oder: Abschalten, wie geht das?
Wann hast du das letzte Mal einfach so vor dich hingeschaut? Viele Menschen können das kaum noch. Zum Ent-Spannen sehen wir uns Filme oder Videos an. Wir verabreden uns, unterhalten uns, unternehmen etwas, gehen shoppen … Die Liste könnte man ewig fortsetzen.
Aber einfach nichts tun? Nur dasitzen und Löcher in die Luft starren? Das gönnen wir uns selten. Ja, gönnen! Denn es ist durchaus heilsam. Der Geist kommt zur Ruhe, döst kurz wie vor sich hin. Das Denken stoppt.
Und plötzlich entsteht da Raum – zum Still-Sein und In-sich-hinein-Lauschen …
Genau in diesem Zustand sind wir im JETZT, ganz präsent und voll bei uns. Wir denken nicht an das, was bereits vergangen ist, oder daran, was wohl noch kommen mag. Wir sind einfach nur da. Ganz entspannt. Bei uns. Mit dem, was und wie es gerade ist.

Steig aus dem Alltags-Transrapid aus
Es ist wie ein Aussteigen aus einem wahnsinnig schnell dahinrasenden Zug, in dem alle anderen sitzen und gar nicht merken, dass sie das tun. Nur mit dem Unterschied, dass du dich beim Aussteigen während der Fahrt nicht verletzen kannst, und mit dem Vorzug, dass keiner etwas davon mitbekommt, außer du selbst. 😉
Wenn du erst einmal ausgestiegen bist, spürst du dich ganz anders. Du wirst ruhiger. Kommst in Kontakt mit dir. Mit einem Teil von dir, den du möglicherweise noch gar nicht richtig kennst. Dann tauchst du ein in deine Kreativität, in einen Raum der Fülle und deiner ungenutzten Möglichkeiten. Hier ist kein Platz für all die unzähligen Geschichten über uns selbst, die wir anderen aber auch uns selbst immer wieder gern erzählen, ohne uns darüber bewusst zu sein, wie starr und fest sie uns im Laufe der Jahre haben werden lassen …
Wir sind so viel mehr!
Komm in deinen inneren Raum und finde die Quelle deiner Kreativität! Probier es doch gleich mal aus. Es ist leichter als du denkst.
Übung: Eine kleine Hilfestellung
Beobachte einfach für eine Weile, wie du ein- und wieder ausatmest. Nicht mehr. Vielleicht schaffst du es fünf, sechs oder sieben Atemzüge lang. Ohne dabei mehr zu wollen, als deinem Atem zuzuschauen.
Wenn du merkst, dass dir das gut tut – steigere dich tageweise immer etwas mehr, bis du es vielleicht zwei Minuten lang schaffst, nicht zu denken, einfach nur dem Atem zuzuschauen. (Das geht auch wunderbar während langer Sitzungen im Büro.)
Und es hilft übrigens, dir während dessen einen Punkt zu suchen, auf den du deinen Blick wie tagträumend gerichtet hältst … Dann hast du einen Fokus.
Also viel Spaß beim Aussteigen auf Zeit und Abschalten, um von jetzt an empfänglicher für das zu sein, was zu dir kommen möchte, um dich voranzubringen auf deinem Weg durchs Leben.
Liebe Katrin,
du sprichst mir aus der Seele! Ich finde es so heilsam, nichts zu tun. Das ist mir üblicherweise Kraftquelle und Ritual genug, um ganz bei mir anzukommen.
Oftmals überrollen mich allerdings familiäre Aufgaben und ich verliere meinen achtsamen Rhythmus. Zeiten für das Nichtstun und Löcher in die Luft gucken bleiben plötzlich nicht mehr.
Dann geschieht es schnell, dass ich mich so überreizt fühle, dass es in meinem Kopf nur so brummt. Gedanken feuern unentwegt durch mein Hirn, ich werde zapplig und nervös. Dann fällt es mir sehr schwer, mich über eine Meditation oder die Beobachtung meines Atems, wie du sie beschreibst und die ich normalerweise sehr liebe, zu entspannen.
Bin ich erst einmal so überreizt, dass ich „nicht mehr runterkomme“, brauche ich Bewegung in der Natur. Ausdauersport, der mir hilft, Adrenalin abzubauen. Zeit in der Natur, um durch das Bewundern ihrer Schönheit, dem eigenen Gedankenstrom zu entkommen. Die Energie der Natur, um wieder in meine Ruhe zu finden. (Du hattest in deinem wertvollen Artikel https://katrin-ingrisch.de/tag/bewegung/ ebenfalls darüber geschrieben.)
Danke für deine so ehrlichen Artikel, die mir willkommene Einladung zur Selbstreflexion sind.
Alles Liebe, deine Inga
Liebe Inga,
danke für deinen lieben Kommentar, über den ich mich sehr freue. Du hast völlig recht, manchmal hilft einfach nur, raus, sich bewegen, am besten in der Natur.
Wenn der Kopf schon so voll ist, wird es allerhöchste Zeit. Deswegen sind mir so kleine „Ausstiegsmomente“ jeden Tag auch wichtig. Also zum Beispiel spüren, dass es Zeit wird, mich mal kurz zurückzuziehen, bei einer Tasse Kaffee oder Tee oder beim Duschen, so ganz unspektakulär. (-; Richtig genießen, dass ich genau das und nichts anderes gerade tue. Besonders, wenn mir alles gerade viel zu viel wird.
Und komisch, aber selbst in solchen unruhigen Phasen passiert es dann trotzdem immer wieder mal, dass mir kreative Ideen kommen, die ich mir meist schnell aufschreibe, um sie im Alltagschaos nicht gleich zu vergessen. Wenn es dann wieder ruhiger wird in meinem Leben, krame ich sie raus und freue mich, dass sie noch da sind.
Dir alles Liebe
Katrin